Videointerviews
Der Workshop wurde organisiert von Ursula Caflisch-Schnetzler (JCLB) & Yann Stricker (ZDE).
Hier finden Sie das Programm und weiterführende Informationen zum Workshop.
Auftakt zur Open Editions-Veranstaltungsreihe
Inhalt des Workshops
Im Unterschied zu klassischen Printeditionen erheben digitale Editionen mit ihrer Datenstruktur den Anspruch, vielfältig (nach)nutzbar zu sein. Was Nachnutzung im Falle von digitalen Editionen jedoch tatsächlich bedeutet, ist oft unklar. Am Beispiel des bereits in weiten Teilen digital umgesetzten Forschungsprojektes Johann Caspar Lavater: Historisch-kritische Edition ausgewählter Briefwechsel (JCLB) blickt der Workshop in die Zukunft und fragt, wie Editionsdaten für unterschiedliche wissenschaftliche Zugänge und Perspektiven fruchtbar gemacht werden können. Anhand von konkreten Beispielen und Ideen zur Nachnutzung und Analyse von Editionsdaten möchte der Workshop Potenzial und Herausforderungen von Editionsdaten aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten.
Yann Stricker, Koordinator des Zentrums Digitale Editionen (ZDE)
Kumulativer «data life cycle» auf einer kollaborativen Editions-Plattform
Abstract
Das Herzstück der kollaborativen Plattform hallerNet/République des Lettres bilden die systematischen Verknüpfungen zwischen den Texteditionen und den kuratierten Strukturdaten (datenzentrierte Edition). Die referenzierten Strukturdaten stellen dynamische Indices dar, die mit jeder zusätzlich integrierten Edition kumulativ angereichert werden. Umgekehrt erleichtern die Strukturdaten das Identifizieren von Entitäten in künftigen Editionen. Zudem werden laufend und systematisch Forschungsdaten produziert.
Der gemeinschaftliche Nutzen ergibt sich aus dem Prinzip des Gebens und Nehmens. Wer seine Daten gemäss den Kriterien von FAIR-Data auf der Plattform integriert, ermöglicht die Nachnutzung durch andere Forscher:innen. Umgekehrt kann er / sie genau dann von den Vorgängerdaten profitieren, wenn diese den FAIR-Data-Kriterien genügen. Mit diesen Qualitätsstandards ist die Urheberschaft («publisher») für jedes einzelne Datenobjekt verknüpft.
Dr. Martin Stuber, Leiter Daten- und Editionsplattform "République des Lettres"
Daten über Editionen hinaus vernetzen und nachnutzen am Beispiel des correspSearch-Datensets Der deutsche Brief im 18. Jahrhundert (PDB18)
Abstract
1. Das digitale Datenset PDB18 aggregiert mehr als Brief-Metadaten im gewöhnlichen Sinne: Durch eine gezielte Erweiterung des Metadaten-Katalogs im CMIF-Format kann die Datenbank als Aggregator unterschiedlicher Editionsdaten und ergänzender Informationen fungieren. Kategorien wie „Sprache“, „Geschlecht“, „Beruf“ ergänzen nach und nach die Suchfunktion. Durch die Kooperation mit digitalen Projekten und die Volltextdigitalisierung einzelner Druckeditionen wird mittelfristig auch eine Volltextsuche im correspSearch-Datenset möglich. Damit sollen umfassende Editionsdaten über Einzeleditionen hinaus vernetzt und nachnutzbar gemacht werden.
2. Der Rückgriff auf ein neutrales Korpus an Editionen fördert die Vernetzbarkeit von Editionsdaten:
PDB18 verfolgt eine Strategie der Breitenerfassung ohne Priorisierung von Personen, Personengruppen, Themen oder Briefgenres. Erzielt wird eine repräsentative Sammlung von edierten Briefen, die zwar einen Kanon der bisherigen Editionsphilologie wiedergibt, diesen jedoch nicht weiter nach personalen, historischen oder disziplinären Kriterien eingrenzt. Anhand eines ‚neutralen‘, auf Vollständigkeit ausgerichteten Korpus werden sekundäre Zusammenhänge in Briefnetzwerken sichtbar, die bisherige, hauptsächlich personengebundene Forschungen und Editionen nicht berücksichtigt haben. Durch die Erfassung umfassender Datenmengen lassen sich schließlich weitere Lücken, Desiderate und Potenziale der Editionswissenschaft erkennen und benennen.
Baptiste Baumann, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Portal "Der deutsche Brief im 18. Jahrhundert (PDB18)"
Im Niemandsland der Transformation?
Abstract
These 1: Häufig stehen bei Überlegungen zur Nachnutzung von Editionen (bzw. Forschungsdaten im Allgemeinen) stabile Ausgangs- und Endpunkte im Mittelpunkt. Daten werden von A nach B exportiert oder importiert oder an Ort C abgelegt. Zwischen A, B und C werden die Daten aber häufig in ganz unterschiedlicher Form transformiert. Oder manchmal kann gerade kein Export von A nach B stattfinden, weil eine Transformation nicht möglich ist. Für diese Transformationen ist jedoch häufig viel Spezialwissen und Erfahrung nötig und ein verstärkter Austausch in diesem Bereich ist wünschenswert.
These 2: In Zukunft wird die Transformationsfähigkeit und evtl. auch die Möglichkeit zur Extraktion von bestimmten Teildaten an Bedeutung gewinnen. Dabei gewinnt die Strukturierung/Auszeichnung von Texten weiter an Bedeutung.
Dr. Christiane Sibille, Leitung Digital Scholarship Services, ETH Bibliothek Zürich
Langzeitarchivierung digitaler Editionsdaten in der DaSCH Service Platform (DSP)
Abstract
Der DaSCH-Langzeitarchivierungsservice basiert auf der Anpassung des originalen Datenmodells an ein importierbares Datenmodell in einer Triple-Store-Datenbank. Im Falle von digitalen Editionsdaten ist diese Anpassung je nach den Anforderungen des jeweiligen Projekts flexibel und kann von einem einfachen Modell, das z.B. nur TEI-XML-Dateien mit Kodierung und Schemata archiviert, bis hin zu einer Abbildung der Editionsstruktur mit Personenregister, internen Verweisen, teiHeader etc. reichen. Die Verwendung von ARKs auf jeder Granularitätsebene ermöglicht die dauerhafte Zitierbarkeit jeder Ressource.
José Luis Losada Palenzuela, Senior Research Data Specialist, Swiss National Data and Service Center for the Humanities, DaSCH
Wir brauchen in der Schweiz eine GND-Agentur für Forschungsprojekte
Abstract
Das Vorbild des Konsortiums Text+ in der NFDI beweist Bedeutung und Erfolg einer institutionalisierten Zusammenarbeit und eines leistungsfähigen Dienstleisters. Eine datentechnisch kompetente Stelle unterstützt und berät Forschungsvorhaben wie Digitale Editionen und Archive bei der Erstellung von GND-konformen Normdaten und ist ein verbindlicher Partner in der Zusammenarbeit mit der DNB.
Marcus Zerbst, Leiter Abteilung Erwerbung und Datenmanagement, Zentralbibliothek Zürich
Digitale Editionen als offene Datenschnittstellen
Abstract
Im Zuge aktueller Entwicklungen im Bereich der Federated Content Search und der Datenintegration müssen auch digitale Editionsprojekte geeignete technische Lösungen implementieren, um eine effektive und verteilte Nachnutzung von Forschungsergebnissen zu ermöglichen. Gerade Briefeditionen bieten hier, wie auch digitale lexikographische Ressourcen, ein hohes Potenzial an Vernetzungsmöglichkeiten und Synergieeffekten, die durch standardisierte Schnittstellen best möglich ausgeschöpft werden können.
Dr. Thomas Burch, Forschungsbereichsleiter und Geschäftsführer des Trier Center for Digital Humanities (TCDH)
Perspektiven datenanalytischer Literaturwissenschaft
Abstract
Wenn Text und Rezeption hermeneutisch zusammengehören, muss das auch für die Datenanalyse gelten.
Die Digital Humanities haben die datenanalytische Erforschung geisteswissenschaftlicher Gegenstände in den letzten Jahren als Ansatz plausibilisiert. Dabei ist überwiegend die Objektebene analysiert worden, d.h. es wurden größere Mengen von Texten (Korpora) mit verschiedenen Methoden des Natural Language Processing untersucht. Während die Analyse von Metadaten die historische Kontextualisierung von Texten erlaubt, setzt der data rich approach in der Literaturgeschichte Textdaten mit institutionellen Daten in Verbindung, um beispielsweise zu erforschen, wie genau Kanonisierung zustande kommt.
Obwohl im Fach Konsens darüber besteht, dass die Rezeption und konkret das Gelesenwerden von Werken dem Verstehen und der Textbedeutung nicht äußerlich bleibt, wird auch diese Subjektebene fast ausschließlich textanalytisch und also auf der Objektebene betrachtet, etwa wenn die historische Rezeptionsforschung Rezensionen untersucht. Dafür gibt es einerseits heuristische Gründe, weil die historische Rezeption nur mit historischen Methoden erforschbar ist.
Für die heutige Wirkung alter Texte oder die an Usability interessierte digitale Edition gilt das aber ebenso wenig wie für den riesigen Bereich der Gegenwartsliteratur. Hier ist es möglich, etwas einzulösen, das aus systematischen Gründen geboten scheint, nämlich Objekt- und Subjektdaten so zu verbinden, dass literarische Werke auf Basis aller bedeutungstragenden Daten untersucht werden können. Ein wichtiges Anwendungsgebiet dieses empirischen Ansatzes ist der Literaturunterricht an der Schule.
Prof. Dr. Thomas Weitin, Lehrstuhl für Germanistik – Digitale Literaturwissenschaft, Technische Universität Darmstadt
Automatische Inhaltsanalyse von Einzelautoren: Chancen und Herausforderungen
Abstract
Wir zeigen anhand einiger Fallbeispiele wie die Entwicklung einzelner Autoren und ihre Einbettung in den historischen und sozialen Kontext mit Methoden der Inhaltsanalyse erforscht werden kann, insbesondere distributionale Semantik, Netzwerkanalysen und grosse Sprachmodelle wie GPT.
PD Dr. Gerold Schneider, Professor für Computerlinguistik und Leitung NLP-Gruppe bei LiRI, UZH
Visualisierung von Daten einer Briefedition mit Geoinformationssystemen: Eine explorative Reise
Abstract
Das Herzstück der kollaborativen Plattform bilden die systematischen Verknüpfungen zwischen den Texteditionen und den kuratierten Strukturdaten (datenzentrierte Edition). Die referenzierten Strukturdaten stellen dynamische Indices dar, die mit jeder zusätzlich integrierten Edition kumulativ angereichert werden. Umgekehrt erleichtern die Strukturdaten das Identifizieren von Entitäten in künftigen Editionen. Zudem werden laufend und systematisch Forschungsdaten produziert.
Der gemeinschaftliche Nutzen ergibt sich aus dem Prinzip des Gebens und Nehmens. Wer seine Daten gemäss den Kriterien von FAIR-Data auf der Plattform integriert, ermöglich die Nachnutzung durch andere Forscher:innen. Umgekehrt kann er / sie genau dann von den Vorgängerdaten profitieren, wenn diese den FAIR-Data-Kriterien genügen. Mit diesen Qualitätsstandards ist die Urheberschaft («publisher») für jedes einzelne Datenobjekt verknüpft.
https://www.gis-hub.uzh.ch/de/schneller-als-die-postkutsche-erlaubt/
Katia Soland, Geografin und Mitarbeiterin GIS Hub, Geografisches Institut UZH
Nächste Open Editions-Veranstaltung, 5. September 2025
Hier finden Sie Informationen zur nächsten Open Editions-Veranstaltung zum Thema "Interfaces" in Kooperation mit dem digitalen Editionsprojekt Annemarie Schwarzenbach.
Impressum
Produktion der Videos: Martin Weiss (UB)
Redaktion der Videos: Yann Stricker (ZDE)
Gestaltung der Veranstaltungsvisuals: Petra Dollinger (MELS/ZI)